Traditionell findet im 1. Ausbildungsjahr zum Sozialassistenten ein Rollstuhltag statt, damit wir zum einen einen Einblick bekommen, wie sich Menschen im Rollstuhl fühlen und zum anderen Verständnis für Probleme der Rollstuhlfahrer bekommen.

Erfahrungen beim Rollstuhltag

Die Rollstühle hat uns das DRK in Berlin in der Bundesallee am 18. Dezember 2019 zur Verfügung gestellt.Brufliche Schule Paula Fürst FAWZ gGmbH_Rollstuhlfahrer für einen Tag_Dezember 2019

Das waren meine Gedanken und Gefühle als Rollstuhlfahrer:
Ich fahre die Straße entlang und merke, wie ich immer mehr das Gefühl habe, zur Seite zu rutschen und auf die Straße zu fahren und zu rollen. Ich merke, wie meine Armmuskeln und Hände arbeiten und schon nach zwanzig Metern bin ich völlig aus der Puste. An ein Regal heranzukommen, wenn ich mir ein Brötchen aus einem Bäckerabteil im Supermarkt holen möchte, ist sehr schwierig, Auf Toilette zu gehen oder Essen zu kaufen, der Alltag lässt sich schwer bewältigen. Ich denke, während ich im Rollstuhl sitze: Gut, dass ich einfach aufstehen könnte und gesund bin.

Ich danke dafür, dass ich dieses Schicksal mit Millionen anderen Menschen nicht teilen muss. Was müssen die Rollstuhlfahrer für Schmerzen haben – jeden Tag in den Armen und Händen. Aber der seelische Schmerz muss noch größer sein, wenn man vorher alles konnte. S-Bahn, U-Bahn oder Zug fahren ist eine Qual. Allein geht es nicht, nur mit Hilfe anderer. Und was ist, wenn in den Bahnhöfen kein Fahrstuhl ist oder dieser nicht funktioniert? Man ist gefangen in einer Welt, in der man nicht mehr selbständig sein kann.

Trotz dessen gibt es Menschen, die sich über dieses Schicksal lustig machen. Aber es gibt viel mehr Menschen, die helfen und sei es nur ein nettes Wort oder die Bereitschaft zum Auffangen, falls man aus dem Rollstuhl kippt.

Mir hat der Tag bestätigt, was ich auch vorher schon wusste. Dass es nicht einfach ist und man einen großen menschlichen Willen haben muss, alle Situationen zu bewältigen. Und auch in Zukunft möchte ich genau mit solchen Menschen arbeiten. Man kann sich natürlich nicht zu 100 Prozent in diese Lage versetzen, aber diese vier Stunden waren nicht nur körperlich eine Herausforderung,  sondern auch seelisch. Ich würde es immer wieder weiter empfehlen, Erfahrungen mit einem Rollstuhl zu machen.

Jasmina Böttcher
Schülerin der Sozi 19/2

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