Der Montessori-Kurs: Eine absolute Bereicherung für jeden Erzieher
Das zweite Lehrjahr begann und eine Entscheidung musste her. Im Bereich Wahlpflicht standen zur Auswahl: Montessori-Pädagogik und Erlebnispädagogik.
Die Wahl fiel mir sehr leicht. Montessori sollte es sein. Da tanzt man doch seinen Namen – oder? Ach nein, sorry…das war Waldorf. Montessori – ach ja, da machen die Kinder den ganzen Tag was sie wollen und mit wem sie wollen. Gut – darüber musste ich auf jeden Fall mehr erfahren.
Von Anbeginn der Ausbildung war ich mir sicher, dass es mich am Ende in den Kindergarten verschlägt. Auch wenn es sicher kein Montessori-Kinderhaus wird, aber ich dachte mir, dass ich Teile der Montessori-Pädagogik sicher in meinen Alltag integrieren kann. Ich ging sehr entspannt an die Sache ran, denn ich hatte wirklich keine konkrete Vorstellung von der Arbeit Maria Montessoris.
Da der Kurs aus den Erzieherklassen 14/1 und 14/2 bestand, galt es erst einmal uns anzunähern und besser kennenzulernen. Im Rahmen eines Kochduells hat das bestens funktioniert. Währenddessen lasen wir anderen uns in die Materie ein, begannen mit der Raumgestaltung und lernten die ersten Materialien kennen. Selbstbestimmung und verantwortungsbewusstes Handeln standen auf der Tagesordnung.
Nach den ersten Monaten übernahm Ingrid Gesslein, Dozentin von MONTESSORIheute und Gründungsmitglied verschiedener Montessori-Vereine und -Schulen, das Ruder. Mit vielen Materialien und Unterlagen gab sie ihr über Jahrzehnte gesammeltes Wissen an uns weiter. Theorie und Praxis wechselten sich ab.
Den Start machten die Sinnesmaterialien. Ingrid stellte uns die Materialien vor und wir ahmten nach und kreierten eigene Materialien. Auch bei den Übungen des täglichen Lebens gab es ein Wechselspiel zwischen Vorgaben und eigener Kreativität. Wir fragten sehr viel und so mussten nicht nur wir uns in Geduld üben, wenn Ingrid erklärte, auch Ingrid musste sehr geduldig mit uns sein. Erwachsene hinterfragen einfach anders als Kinder – und für uns musste einfach immer alles einen Sinn ergeben.
Das erste Jahr war nun um. Im zweiten Jahr starteten wir mit der Mathematik und spätestens hier hatte mich Ingrid, oder besser gesagt Montessori, gefesselt.
Diese tollen Materialien, alles anzufassen, auszuprobieren und selbst als Erwachsene diesen AHA-Effekt zu erleben war einfach toll. Viele Ideen habe ich mit nach Hause genommen und mit meinen Kindern ausprobiert. Auch die Deutsch-Materialien waren umfangreich. Trotz allem blieb Zeit für die Herstellung eigener Materialien und somit die Umsetzung von eigenen Ideen, zeitgemäß und auf den persönlichen Bedarf zugeschnitten.
In der Zwischenzeit absolvierten wir unser drittes Praktikum. Ich hatte mich für eine Ganztagsschule entschieden, die im Ansatz nach Montessori arbeitet. Leider gab es nicht ganz so viele Materialien, wie ich es mir erhofft hatte, aber angefangen vom Morgenkreis über die freie Wahl des Partners, des Arbeitsplatzes, der Arbeit selbst und vielem mehr, begeisterte mich die Schule und ich konnte im Montessori-Kurs Erlerntes schon direkt anwenden. Ich stellte den Kindern eigenständig Mathematik-Materialien vor und nutzte den Morgenkreis für Gespräche. Nun fange ich dort an zu arbeiten.
Ohne den Montessori-Kurs hätte ich diese Schule nicht ansatzweise in Betracht gezogen.
Sollte ich trotz aller Begeisterung doch irgendwann in eine Kita wechseln, werde ich vieles aus dem Kurs in meine persönliche Arbeit integrieren. Der Kurs war eine absolute Bereicherung für mich, was auch nicht unwesentlich mit den beiden Lehrerinnen und ihrem Engagement für diese Sache zu tun hat.
Ich danke Ingrid Gesslein für die Veranschaulichung und intensive Auseinandersetzung mit den Werten von Maria Montessori und ich danke Manuela Drewas für die zeitgemäße Übersetzung und Lockerheit, die Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Etwas traurig stimmt mich die schleppende Raumgestaltung. Wir hatten uns erhofft, dass der Raum fertig ist, wenn wir uns verabschieden. Nun liegt es an den nächsten Kursen, dem Raum weiter Leben einzuhauchen und dafür wünsche ich allen Zukünftigen eine Menge Spaß und viele tolle Ideen zur Umsetzung.
Anke Godglück
Schülerin der Erzieherklasse ERZ14/1